Artenschutz geht nur mit der Landwirtschaft
Der Förster Armin Pfeuffer leitete die Impulsvorträge ein und berichtete, wie die geltende Waldnaturschutzstrategie im Dialog entstanden sei. „Wir sehen heute große Fortschritte für den Artenschutz in unseren Wäldern. Artenschutz ist aber dynamisch und entwickelt sich kontinuierlich weiter.“ Er lobte, die Landwirtschaft, die ebenfalls den Dialog suche, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Der Kreisvorsitzende des Landesbauernverbands, Hubert Kucher, schloss sich an und erklärte unter großem Beifall, dass die erste Aufgabe der Landwirtschaft die Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel sei. „Die Landwirte betreiben Artenschutz schon immer freiwillig. Pflanzenschutz ist aber notwendig, damit alle Menschen satt werden und die Landwirte auch von der Landwirtschaft leben können.“, so Kucher weiter. „Die Landwirtschaft steht bei der Bevölkerung für vieles am Pranger, das wissenschaftlich nicht der Landwirtschaft zugeschrieben werden kann.“
Hier hakte Winfried Mack ein, und forderte mehr Geld für die land- und forstwirtschaftliche Forschung. „Wir müssen sicher sein, dass wir die richtigen Maßnahmen für den Wald- und Artenschutz ergreifen. Gleichzeitig müssen wir sofort Maßnahmen ergreifen, um den Artenrückgang und das Waldsterben aufzuhalten.“
Thomas Koller, Experte des NABU Abtsgmünd, stärkte in seinem Impulsvortrag die Landwirte. „Die heutige Landwirtschaft ist von Politik und Verbrauchern so gewollt und die Landwirte machen schon viel für den Artenschutz.“, so Koller. Ob dies ausreiche, sei aber fraglich. Er forderte mehr Blühstreifen zwischen den Feldern um den Einsatz der Herbizide weiter einzuschränken. Dies müsse aber auch für private Gärten und Parkanlagen gelten.
Der Landtagsabgeordnete Mack erklärte, dass die bisherige Landwirtschaftspolitik nach dem Motto „wachsen oder weichen“ überdacht werden müsse. „Ich spreche mich klar für eine bäuerliche Landwirtschaft aus.“, so Mack.
Der Pflanzenschutzmittel-Experte Thomas Weber berichtete in der anschließenden Diskussion, dass Neonicotinoide in der EU bereits auf Außenflächen verboten seien. Für einen sehr großen Fehler hält er, dass das Beizen der Saat verboten wurde. So benötige der Landwirt später auf dem Feld eine vielfache Menge an Pflanzenschutzmitteln, um die Saat zu schützen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Wagenblast betonte, dass die CDU bereits 2018, einen Antrag zum Thema Artenschutz im Gemeinderat gestellt habe mit dem Ziel ein Maßnahmenpaket für Aalen zu entwickeln. Die zahlreichen Blühstreifen und das Baumpflanzprogramm gehen beispielsweise auf diesen Antrag zurück. „Wir fordern, dass in Baugebieten mehr als in der Vergangenheit nicht nur Geschlossflächenzahlen, Baulinien und Baugrenzen betrachtet werden, sondern auch die ökologische Situation. Auf dem Union-Areal muss unbedingt die Chance der Kocherrenaturierung genutzt werden und beim Baugebiet Galgenberg Ost müssen wir uns die Frage stellen, ob verdichteter Geschosswohnungsbau das richtige für die Artenvielfalt ist!“
Angesprochen auf den Flächennutzungsplan (FNP) erklärte Wagenblast, dass es eine bewusste Entscheidung war, den FNP nicht vor der Wahl „durchzudrücken“. „Es ist eine so wichtige Entscheidung für die Zukunft, dass diese im möglichst breiten Konsens getroffen werden muss. Über einige Flächen müssen wir diskutieren. Wichtig ist aber auch: Wir brauchen Bauland in Aalen, um jungen Familien den Traum vom Eigenheim zu erfüllen und den Verkehrsstrom aus dem Umland so einzudämmen.“, so der Fraktionsvorsitzende.
Der Flächenverbrauch durch Wohnen, Verkehr und Industrie wurde ausführlich diskutiert. Karl Dambacher, Ortschaftsrat in Waldhausen, sprach das Problem der Ausgleichsflächen bei Baugebieten an. Hierfür dürfe kein hochwertiges Ackerland herhalten. Hubert Kucher sieht auch die Industrie in der Pflicht. „Industriehallen müssen ökologisch gebaut werden. Warum sollen die Dächer nicht begrünt und Flächen rund um die Hallen mit Blühstreifen angelegt werden?“
Mack sieht das Bevölkerungswachstum in Baden-Württemberg als wichtiges Zukunftsthema. „Für die Grünen existiert das Thema nicht. Aber wir müssen jetzt überlegen, was das Wachstum für z.B. die Wohn- und Verkehrssituation bedeutet.“ Er plädierte für ein Vorgehen, das die Aspekte Wohnen, Mobilität und Familienfreundlichkeit zusammenbringe.
NABU-Experte Koller sieht den Konsumenten in der Pflicht. „Man kann nicht das Volksbegehren zum Artenschutz unterschreiben und dann beim Discounter Billigprodukte aus dem Ausland kaufen.“ Josef Wohlfrom, Vorsitzender des CDU-Agrarausschusses, sagte dazu: „Der Verbraucher bestimmt mit seinem Einkauf, wie hoch die Bio-Quote ist.“
Gelobt wurde Koller für seinen Dialog mit den Landwirten vom Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Ortsvereins, Dieter Bosch. „Der Konsens ist uns sehr wichtig und es freut mich, dass der NABU das Gespräch mit den Landwirten sucht. Wir brauchen die Bienen, deshalb ist es ganz in unserem Interesse, die Bienen zu schützen.“ Bosch mache sich Sorgen über den schlechten Ruf der Landwirte. Er würde sich über mehr Interesse von Schulklassen freuen, einen Bauernhof zu besuchen. „Vor Ort sieht man am besten, wie ein Landwirt arbeitet.“, so Bosch.
Zum Abschluss forderte der CDU-Ortsvorsitzende aus Unterkochen, Anton Funk noch „gleiche Rahmenbedingungen für die Landwirte in der EU“. „Schon innerhalb von Deutschland gelten viele unterschiedliche Regelungen, die die Konkurrenzfähigkeit der baden-württembergischen Landwirte schwächen“, bedauerte Funk.